Was heisst es ein Projekt, wie meines, in die Tat umzusetzen?
- saidahj4
- 14. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Mai
Für Alle, die vor allem meine Beiträge mit den süssen Kinderbildern mögen, empfehle ich hier wieder aufzuhören zu lesen. Auch wenn ich euch mit einem süssen Bild zum Anklicken motiviert habe😉. Dieser Beitrag ist für Alle, die gerne auch mal hinter die Kulissen sehen. Denn ein solches Projekt in die Tat umzusetzen, bedeutet nicht nur nach Afrika zu reisen, Räumlichkeiten zu finden und die Therapie mit Kindern zu starten. Es bedeutet die Eröffnung des Kampfs mit den Ämtern.
Ich habe mich auf einen langen Visaprozess in Tanzania eingestellt und dieser ist auch tatsächlich eingetroffen. Für mich war das vorhersehbar und ich kann mich deshalb auch sehr gut darauf einlassen. Was ich jedoch nicht erwartet habe, ist der Kampf mit dem St. Galler Steueramt.
Wahrscheinlich denkt das St. Galler Steueramt, dass ich mich bei ihnen für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit unseres Vereins und somit der Steuerbefreiung bedanken soll. Denn diese haben wir nach sechs Monaten Prüfzeit nun endlich bekommen. Ihr könnt also alle Spenden an unseren Verein steuerlich definitiv abziehen und wir werden euch die Spendenbescheinigung zukommen lassen. Dies freut mich zwar sehr, dennoch kann ich mich leider beim Steueramt nicht dafür bedanken. Denn welche Bedingungen hat mir das St. Galler Steueramt im Gegenzug gestellt?
Den Antrag für die Steuerbefreiung habe ich Anfang November 2024 eingereicht. Als ich Mitte März noch immer keine Antwort hatte, erkundigte ich mich telefonisch danach. Erst daraufhin wurde mein Antrag zur Bearbeitung gegeben. Ein Tag später rief ich erneut an, um mich über Bestimmungen zur Entlöhnung von Vorstandsmitgliedern (ohne dabei die Gemeinnützigkeit des Vereins zu gefährden) zu erkunden. Mir war bewusst, dass wir meine finanzielle Entlöhnung rechtlich absichern müssen, damit es kein Interessenkonflikt geben kann, wenn ich mir meinen eigenen Lohn ausbezahle. Dies war auch mir sehr wichtig, da ich spätere Vorwürfe gegen mich vermeiden wollte. Mein Ziel war es jedoch nie aus diesem Projekt Profit zu machen. Sonst müsste man wahrscheinlich meinen Wirtschaftslehrer hinterfragen. Es ging mir lediglich darum, dass meine Kosten vor Ort gedeckt sind und ich meine mickrigen Ersparnisse während diesem Jahr nicht komplett aufbrauchen muss. Denn die sechs Monate, die ich vorher in Tanzania mit ähnlicher Arbeit verbracht habe, habe ich bereits mit meinen persönlichen Ersparnissen finanziert und kein einziges Mal eine finanzielle Entschädigung erhalten. Mir war es genug die glücklichen Kinder zu sehen, dennoch am Ende des Tages kann das auf die Dauer nicht funktionieren.
Der Beamte des St. Galler Steueramts teilte mir mit, dass unser Konzept äusserst kritisch für die Anerkennung der Steuerbefreiung sei. Dies weil ich als Vorstandsmitglied mein komplettes Einkommen mit meiner Tätigkeit im Verein verdiene. Zuerst war ich äusserst geschockt. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass man bei einem solchen Herzensprojekt die Gemeinnützigkeit überhaupt nur eine Sekunde anzweifeln kann. Ich teilte ihm mit, dass die Lohnzahlung lediglich zur Kostendeckung dient und es sich generell um sehr geringe Beträge handelt.
Er gab mir die Aufgabe ihm eine Kostenübersicht zur Lohnzahlung, ein Reglement zur Entlöhnung von Vorstandsmitgliedern sowie Begründungen der Gemeinnützigkeit unseres Vereins zuzustellen. Ebenfalls wollte er einen Lohnvergleich zwischen dem geplanten Lohn für mich und einer einheimischen Therapeutin. Dies ist aus diversen Gründen völlig absurd und überhaupt nicht vergleichbar. Nur schon die Kosten meiner Kranken-/Unfallversicherung in der Schweiz übersteigen den Monatslohn von einheimischen Therapeutinnen. Dennoch habe ich mir viel Zeit genommen und ihm alle Unterlagen pflichtbewusst zugestellt. Damit ihr euch die Grössenordnung vorstellen könnt, im Antrag handelte es sich um knapp CHF 1'600 als meinen persönlichen monatlichen Lohn, wobei circa CHF 400 nur für Kranken-/Unfallversicherung weggehen.
Vor ein paar Wochen habe ich mich erneut nach dem Entscheid erkundigt, da ich seit Mitte März wieder nichts gehört habe. Und hier nun endlich der Bescheid. Unser Verein wurde als gemeinnützig anerkannt und alle Spenden können steuerlich (gemäss ihren Bestimmungen) abgezogen werden. Huuuuurrraaaaaaaaaa!
JEDOCH darf ich selbst nicht mehr Vereinspräsidentin und noch nicht einmal Vereinsmitglied sein. Von einer Sekunde auf die andere hat mir das Steueramt meinen Verein und mein Herzensprojekt weggenommen. Vielleicht ist es nicht nachvollziehbar, wie sehr mir das wehtut, weil es an meinen Tätigkeiten nichts ändern wird. Dennoch habe ich so viel investiert und dieses Projekt und den Verein zu meinem momentanen Leben gemacht und jetzt wurde ich vom Steueramt schlichtweg rausgeschmissen. Diesen Entscheid finde ich völlig absurd, da wir im Reglement zur finanziellen Entschädigung von Vorstandsmitgliedern festgelegt haben, dass mein Lohn von den anderen beiden Vorstandsmitgliedern bestimmt und durch unseren Vereinsrevisor überprüft wird. Allgemein handelt es sich mit CHF 45'000 um ein so geringes Budget, doch es wird ganz genau hingeschaut. Aus meiner Sicht lächerlich und absoluter Bürokratismus.
Unseren Verein werden wir also etwas umstrukturieren, die Statuten anpassen, eine neue Vereinspräsidentin wählen, die Kontozugänge anpassen und alles fristgerecht innert kurzer Zeit dem St. Galler Steueramt zukommen lassen. Vielleicht sollte ich mich dafür bedanken, dass sie dafür sorgen, dass mir die Arbeit nicht ausgeht. Danke, dass wenigstens ihr meine Absichten hinter dem Projekt erkennt und mir nicht vorwerft einen Profit aus benachteiligten beeinträchtigten Kindern zu machen. Es ist schön zu wissen, dass ihr meine Arbeit wertschätzt und unterstützt. Hiermit gebe ich meinen offiziellen Vereinsaustritt bekannt. Auch wenn ihr mich in Zukunft nicht mehr als Absender sehen dürft, werde ich immer hinter dem Logo von Umoja ni Nguvu sein. Gemeinsam sind wir stark!
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